Umgang mit dem Tabuthema: UNERFÜLLTER KINDERWUNSCH

Für viele betroffene Paare ist neben dem sowieso schon sehr emotionalen Thema ‚unerfüllter Kinderwunsch‘ auch der Umgang im Außen ein zusätzlicher Stressfaktor.

Da das Tabuthema ‚unerfüllter Kinderwunsch‘ leider noch immer keinen Platz in unserer Gesellschaft hat, fällt es vielen Paaren schwer ehrlich zu äußern, wie es ihnen beispielsweise geht, wie sie sich mit der Situation fühlen oder was das alles für sie bedeutet und mit ihnen macht. Ich selbst kenne diese Situation und bekomme sie regelmäßig in meiner Praxis mit. Gerade im nahen Umfeld erlebt man oftmals auch Reaktionen die schmerzlich sind. Reaktionen die vielleicht nicht so gemeint aber dennoch unpassend sind.

Aber woran liegt das?

Es liegt weniger daran, dass enge Freunde oder Familienmitglieder nicht helfen wollen, es liegt eher daran, dass auch sie völlig überfordert mit der Situation sein können. Für viele ist die Situation ‚unerfüllter Kinderwunsch‘ einfach fremd und sich in so eine emotionale Situation hinein zu versetzen ist für viele einfach auch nicht möglich. Meiner persönlichen Meinung nach liegt das auch an der mangelnden Aufklärung und am immer noch zu kleinen gesellschaftlichen Platz. Das Tabuthema wird als Seltenheit empfunden und bekommt somit den Stempel exotisch. Dabei betrifft es inzwischen so viele Paare. Sicherlich gibt es triftige Gründe, wieso die Anzahl an Fruchtbarkeitsstörungen sowohl beim Mann als auch bei der Frau stetig steigt.

Wie könnte das Umfeld von Betroffenen helfen?

Hilfreich wäre ein ehrlicher Umgang. Sowohl Betroffene als auch das Umfeld sollten ehrlich sein. Es sollte eine Basis geschaffen werden, in der man sich sicher fühlt, in der man ehrlich aussprechen darf, was gerade Sache ist und auf die Frage „wie geht es dir?“ nicht überlegen muss -sag ich einfach GUT oder bin ich ehrlich-.

Was das Umfeld auf keinen Fall zu Betroffenen sagen sollte:

• „Ihr müsst nur mal in Urlaub fahren, dann wird das…“
• „Macht euch einfach keinen Stress…“
• „Das Leben ist auch ohne Kind schön…“
• „Alles wird gut…“
• „Vielleicht solls nicht sein…“
• „Wenn die Natur das nicht von alleine regelt, dann darf man nicht mit ICSI/IVF nachhelfen, das hat schon seinen Grund…“ ➡️➡️(und bei der Aussage werde ich richtig wütend! Wer bist -DU- das beurteilen zu können und zu dürfen, wer gibt -DIR- das Recht, so eine übergriffige Aussage zu treffen, -DU- lebst nicht mein Leben!)
• usw…

Stattdessen sollte das Umfeld zu Betroffenen sagen:

• „Wie geht’s dir Heute und bitte sei ehrlich…“
• „Ich kann dich verstehen, auch wenn ich selbst die Situation nicht persönlich kenne, wenn ich mich hineinversetze….ich kann dich verstehen…“
• „Ich komm vorbei und wir gehen zusammen einen Aperol trinken…“
• „Du hast allen Grund die Situation unfair und beschissen zu finden…“
• „Was brauchst du, wie kann ich dir helfen…?“
• „Kann ich dir helfen auf andere Gedanken zu kommen bzw. kurz an was anderes zu denken…?
• „Ich bin da, wenn du mich brauchst…“
• „Wenn du deine Ruhe brauchst und dich nicht melden magst, ich kann das verstehen und weiß, dass das nichts mit mir zu tun hat. Du nimmst dir bitte die Zeit die du für dich brauchst! Ich bin da, wenn du mich brauchst…!
• „Egal für was ihr euch entscheidet, ich unterstütze euch und steh hinter euch…!

Genauso darf/sollte vom Umfeld ebenso ehrlich gesagt werden:

• „Ehrlich gesagt bin auch ich voll überfordert mit der Situation…“
• „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll oder wie ich helfen kann…“
• „Kannst du mir das alles erklären, was da so passiert? Ich habe davon gar keine Ahnung…“
• usw…

Ich bin dankbar Menschen im Umfeld gehabt zu haben, bei denen ich emotional „nackt“ sein durfte, weiß aber auch, dass es enorm wichtig ist, auch über seine eigene Scharm zu springen und dass es nicht immer einfach ist selbst auch ehrlich zu sein. Aber nur so konnte auch ich als Betroffene mit aufklären und vor allem mithelfen, einen Raum in der Gesellschaft zu schaffen.

Für eine bevorstehende ICSI / IVF kann es essentiell sein, eine gute Basis zu schaffen, körperlich und geistig fit und gesund zu sein, eventuelle Mängel auszugleichen oder die Hormonlage in Balance zu bringen.

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